Negatives Denken
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Narrated by:
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Klaus-Jürgen Grün
About this listen
Gegory Bateson berichtete einmal von einer Patientin mit leichter Schizophrenie, die dem Arzt wiederholt versicherte, sie könne nicht "Nein" sagen. Nach einer Therapiestunde erteilte er ihr den Auftrag, täglich mindestens einmal eine Anforderung an sie mit "Nein" abzuschlagen. Ihre spontane Antwort lautete: "Nein, das kann ich nicht!" Die Kunst des negativen Denkens besteht zumeist darin, Abstand zu gewinnen zu den Unmöglichkeitsforderungen, die unsere Gesellschaft beständig an uns heranträgt. Wir werden domestiziert, um nichts ernsthaft infrage zu stellen, bestmögliche Anpassung an herrschende Systeme und herrschende Meinungen zu leisten und niemandem seine Empfindlichkeiten zu stören. Vor allem Ethik und Moral sind inzwischen zu einer Art Katastrophenschutz der Gesellschaft und des Klimas angewachsen, so dass es kaum noch möglich ist zu fragen, ob durch Ethik und Moral nicht auch große Schäden angerichtet werden können. Um sich dem Vorwurf mangelnder politischer Korrektheit zu entziehen oder den befürchteten Sanktionen bei der Verletzung religiöser Gefühle mancher frommer Neurotiker hat sich unsere Gesellschaft in bewegungslose Starrheit verwandelt, in der das negative Denken Freiräume eröffnet. Menschen fangen irgendwann an sich so zu fühlen, wir wir von ihnen denken und sprechen. Wer ihnen einredet, niemand dürfe ihrem Narzissmus eine Kränkung zufügen, dann halten sie ihre eigenen Neurosen bald für ein schützenswertes, verletzliches und höchstes Gut. Die Kunst des negativen Denkens provoziert zur Distanz vor den herrschenden Selbstverständlichkeiten und öffnet unseren Erwartungshorizont für Neues, Ungewohntes und zur Anerkennung der Unberechenbarkeit lebendiger Formen. Sie ermuntert Menschen dazu, nicht besser von anderen - und vor allen von sich selbst - zu denken als unbedingt nötig. Der Titel ist angelehnt an den norwegischen Spielfilm Die Kunst des negativen Denkens von Bård Breien. In der 2006 in Norwegen erschienenen schwarze Komödie weigert sich der 33-jährige Geirr, der seit einem Verkehrsunfall im Rollstuhl sitzt, die Gewohnheiten der Selbsthilfegruppe, alles positiv sehen zu müssen, anzuerkennen.
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